Industrieller Energieverbrauch

Sparpotenzial gesichtet

Deutschland sitzt auf einer gewaltigen Energiequelle: In der Industrie ließen sich nach Angaben des Bundesumweltministeriums bis zum Jahr 2020 zwischen 20 und 40 Prozent des Energieverbrauchs zu vernünftigen Bedingungen einsparen. Von mehr Energieeffizienz würden Umwelt und Unternehmen gleichermaßen profitieren – durch weniger CO2-Emissionen und geringere Kosten.

Rund 70 Prozent des Stromverbrauchs in der Industrie entfallen auf die elektrischen Antriebe, und 90 Prozent der Gesamtkosten eines Elektromotors stammen vom Stromverbrauch während seiner Lebensdauer. In der Praxis laufen Motoren oft auf vollen Touren, während die benötigte Leistung mit Hilfe einer Drossel geregelt wird. Das ist so, als würde ein Autofahrer immer Vollgas geben und die Geschwindigkeit mit der Bremse regeln. Dabei braucht ein Motor auf halber Leistung zum Beispiel nur ein achtel der Energie eines Motors auf voller Leistung. 

Abläufe intelligent regeln

Effizientere Motoren sind zwar etwas teurer als herkömmliche, machen sich aber in kurzer Zeit bezahlt. Allein der Einsatz elektronischer Drehzahlregler könnte den Verbrauch um 15 Prozent senken – das entspricht mit mehr als 4.000 Megawatt der Leistung von drei bis vier großen Kraftwerken.

Auch 80 Prozent der Energie für Beleuchtung ließen sich in der Industrie einsparen – etwa durch Leuchtstoff- statt Glühlampen und moderne elektronische Vorschaltgeräte für Leuchtstofflampen. Großes Potenzial schlummert darüber hinaus in Lüftungsanlagen und bei der Kühlung.

Macht mal Pause 

Sogar während ihrer Ruhezeiten verbraten industrielle Anlagen noch unnötig viel Energie: Während es in der Consumer-Elektronik heute einen stromsparenden Sleep-Modus gibt, bleiben Maschinen während kurzer Pausen und selbst über ein arbeitsfreies Wochenende oft eingeschaltet und brauchen rund 60 Prozent der Energie, die während der Produktion benötigt wird. Mithilfe eines ,intelligenten Energiesparmodus‘ ließe sich dieser Wert auf ungefähr 20 Prozent reduzieren – genau das ist das Ziel des neuen „Profienergie“- Protokolls, das Anfang 2010 von der Profibus-Nutzerorganisation beschlossen wurde.

Trotz aller noch ungenutzten Potenziale ist die deutsche Industrie bereits heute im internationalen Vergleich ganz vorne bei der Effizienz: Pro 1.000 Dollar Bruttoinlandsprodukt (BIP) verbrauchte sie 2007 6,8 Gigajoule (GJ) Energie. In den USA waren es 8,6 GJ, in China 34,3 GJ und in Russland sogar 75 GJ (beide 2006).